Bahnausbau statt Strassenbau im Alpenrheintal

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Im österreichischen Bundesland Vorarlberg werden seit Jahren Strassenbauprojekte diskutiert die auch für die Nachbarländer Deutschland, Liechtenstein und Schweiz von Bedeutung sind.

Eines der Projekte war 2013 der vierspurige Ausbau des Pfändertunnels bei Bregenz am Bodensee. Der Tunnel verbindet die Vorarlberger Rheintal-Autobahn A14 mit der Deutschen Autobahn A96 durchs Allgäu Richtung Stuttgart und München. Auch der letzte noch zweispurige Abschnitt auf der A96 zwischen Wangen im Allgäu und Leutkirch wurde auf vier Spuren erweitert. Damit ist eine durchgehend vierspurige Autobahn von Deutschland bis Feldkirch vorhanden – bis quasi vor die Haustüre Graubündens.

Durch das Rheintal führen zwei Autobahnen, die beide als E43 und E60 zum Transeuropäischen Netz gehören. Eine Autobahnverbindung zwischen der Österreichischen Autobahn A14 und der Schweizerischen A13 fehlt, so dass der Transitverkehr in Richtung Nord-Süd und Ost-West vor allem durch Feldkirch fahren muss und damit gedrosselt wird. Die bisherigen Vorhaben, die beiden Rheintalautobahnen direkt zu verbinden, sind bisher am Widerstand engagierter Bürgerinnen und Bürger in Vorarlberg gescheitert. So wurde die S18, eine Schnellstrasse von Lauterach (A14) nach St. Margrethen (A13) dank einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Schutze des betroffenen Vogelschutzgebietes verhindert. Ebenfalls eine Tunnel-Umfahrung der Bärenkreuzung im Zentrum von Feldkirch konnte abgewehrt werden. Was als «Letzetunnel» noch verhindert werden konnte, soll unter neuem Namen «Stadttunnel Feldkirch» verwirklicht werden. Über das Mega-Tunnelprojekt mit Baubeginn 2015, soll die österreichische Rheintalautobahn bis an die liechtensteinische Landesgrenze verlängert werden. Sowohl PkW wie LkW aus Deutschland oder Österreich mit Fahrtrichtung Süd werden dann an der Grenze zu Liechtenstein gestaut. Diese Verkehrslawine wird durch Liechtensteins Dörfer zum Autobahnanschluss der A13 in Haag geschleust werden. Und wenn mit der Feldkircher «Tunnelspinne» die Autobahn erst mal an der Landesgrenze endet, wird Liechtenstein gezwungen sein, das fehlende Autobahnstück bis zur Schweiz herzustellen.

Es gibt bessere Lösungen: Bereits 2003 haben Umweltorganisationen die Studie von Verkehrsplaner Paul Stopper vorgestellt mit der Forderung nach dem Ausbau der Alpenrhein-Bahn. Die ÖBB-Bahnstrecke Lindau–Feldkirch–Buchs sowie die SBB-Bahntrecke St. Gallen–Buchs–Chur soll für den Nahverkehr grenzüberschreitend im Halbstundentakt verbunden und an den internationalen Bahnverkehr Paris–Wien und Zürich–München angebunden werden.

Vorarlberg und St. Gallen haben in den vergangenen Jahren erfolgreich in den Ausbau ihrer S-Bahnen investiert. Dank einer zwischen Bregenz und Bludenz durchgehend zweigleisigen Schieneninfrastruktur verkehren S-Bahnen im Halbstundentakt. Bregenz und Feldkirch bilden Knotenpunkte, an denen die eingleisigen Strecken nach St. Margrethen und Buchs abzweigen. Auf diesen grenzüberschreitenden Strecken möchten Vorarlberg und die ÖBB schrittweise ein S-Bahn-Angebot im Halbstundentakt einführen. Da beide Linien auch dem internationalen Fern- und Güterverkehr dienen, müssen die Strecken hierzu durch zweigleisige Abschnitte und erweiterte Bahnhofsanlagen ergänzt werden. Vorarlberg und St. Gallen leisten bereits finanzielle Beiträge an den Ausbau der Bahninfrastrukturen. Das Liechtensteiner Volk muss den Kredit an dieses Bahnprojekt «FL-A-CH» noch bewilligen. Sie ermöglichen damit ÖBB und SBB die Modernisierung der Bahninfrastruktur. Die optimale Verknüpfung der Netze der beiden Bahnen löst das hausgemachte Verkehrsproblem in Feldkirch, nützt dem ganzen Alpenrheintal – und schützt Graubünden.

Für weniger LkW-Verkehr auf der A13 dürfen die Rheintal-Autobahnen nicht verbunden werden. Wenn «FL-A-CH» umgesetzt wird, wenn anstelle der Strassen-Tunnelspinne eine Südeinfahrt der ÖBB-Linie nach Feldkirch realisiert wird und keine 2. Gotthard-Strassenröhre gebaut wird, kann die 2016 eröffnete NEAT besser zur Verlagerung des Transit-Güterverkehrs auf die Schiene beitragen.

Dieser «Klartext» erschien am 02.04.2015 im Bündner Tagblatt

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