Der Bundesrat hat ab 1. Januar 2023 das Verfahren schweizweit vereinfacht. Es müssen für Quartierstrassen keine langwierigen und kostspieligen Gutachten mehr erstellt werden. Am besten macht man das jetzt ohne grosse Kosten.
So wird auch in Chur das «Gesetz für einen menschen- und umweltfreundlichen Verkehr» aus dem Jahre 1989 endlich umgesetzt. Die Churer:innen haben darüber schon längst befunden. Die Stadtpolizei und das Tiefbauamt der Stadt Chur wollen Tempo 30. Jetzt sind die Politiker:innen am Zug.
Menschenleben retten
Jedes zweite Unfallopfer, das heute auf Schweizer Strassen stirbt, könnte verschont bleiben, und jeder zweite schwere Unfall liesse sich vermeiden: Am meisten profitieren von Tempo 30 die Fussgänger:innen, Velo- und Motorradfahrende, Senior:innen sowie Kinder auf ihren Schulwegen oder in der Freizeit. Nach Berechnungen der BFU liesse sich die Zahl der über 1900 Unfallopfer durch Tempo 30 mindestens halbieren. Noch grösser als auf siedlungsorientierten Strassen ist das Rettungspotenzial auf verkehrsorientierten Strassen. Nichts spricht dagegen auch dort eine Temporeduktion zu veranlassen. Die Automobilisten sind mit Tempo 30 schneller am Ziel, weil der Verkehr dadurch reguliert wird und es zu weniger Stau kommt.
Lärmsanierung Jetzt!
Durch die Temporeduktion von 50 km/h auf 30 km/h nimmt der Lärm um drei Dezibel ab. Das entspricht in der akustischen Wahrnehmung einer Halbierung des Verkehrs. Zusätzlich nehmen die besonders störenden Lärmspitzen überproportional ab. Die Strasseneigentümer sind verpflichtet, die Bevölkerung vor schädlichem Lärm zu schützen, primär mit Massnahmen an der Quelle. Das Bundesgericht bestätigte seine Rechtsprechung im Jahr 2018 erneut, indem es unmissverständlich festhielt, dass eine Geschwindigkeitsreduktion eine wirtschaftlich tragbare und wirksame Massnahme zur Bekämpfung von Strassenlärm ist.
Eine Stadt für Menschen
Nebst der besseren Luftqualität und niedrigeren Gesundheitskosten kommen auch soziale Vorteile zum Zug. Mit Tempo 30 verbessert sich die gegenseitige Kommunikation, das Queren der Strasse fällt leichter, die Wartezeiten nehmen ab. Tiefere Tempi eröffnen zudem der Verkehrsplanung mehr Gestaltungsspielraum und erlauben breitere Geh- und Velowege. Es entsteht mehr Platz für hochwertig begrünte Flaniermeilen, die wiederum das Stadtklima regulieren. Selbst der Morgen – und Abendstau verbessert sich dadurch vehement.
Generell «lieber ohne Auto»
Ganz generell müssen Massnahmen zur Verminderung des Verkehrsaufkommens in Chur ergriffen werden. Es müssen schnelle und sichere Velowege im Umkreis von 10 km geplant und realisiert werden-von Thusis bis Landquart. Auch der ÖV muss mit Top Verbindungen so attraktiv sein, dass es sich nicht lohnt ins Auto zu steigen. Die meisten Fahrten in der Stadt Chur sind unter 5 km. Diese Menschen müssen wir aufs Velo bewegen. Das Leben ohne Auto ist nicht nur umweltschonender und günstiger, sondern macht auch glücklich. Man ist eher Teil einer Gemeinschaft, man trifft spontan und öfters Personen auf der Strasse, freut sich über Biodiversität im Siedlungsraum, und möchte diese auch eher erhalten. Man merkt eher wie heiss es im Sommer ist und hat deshalb automatisch einen stärkeren Bezug zu unser Umwelt. Tempo 30 macht es zudem für alle angenehmer sich im öffentlichen Raum aufzuhalten und ist ein entscheidender Beitrag zu Minderung der Klimakrise.
Euer VCS Graubünden